Daniel Albisser
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Public Clouds werden heutige Datencenter zu einem grossen Teil ablösen. Dies bedingt Veränderungen bei I&O-Abteilungen.
Autor: Daniel Albisser
Wachsende technologische Möglichkeiten aus der Cloud und neue gesellschaftliche Normen treiben den digitalen Wandel rasant voran. Technologisch oder organisatorisch – die Veränderung macht auf keiner Ebene halt.
Auch die Art und Weise, wie Software entwickelt und betrieben wird, hat sich in den letzten Jahren drastisch verändert. Entwickelt wird agil, in interdisziplinären Produkt-Teams, auf modernsten nativen Cloud-Diensten, ganz nach DevOps-Manier.
Und betrieben werden die Software-Lösungen in einer Public Cloud der grossen Hyperscalers – ist dies der Tod des Datencenter, und konsequenterweise auch der von I&O (Infrastructure & Operation)?
Gartner schreibt dazu, dass 80% der Unternehmen im 2025 keine traditionellen Datencenter mehr betreiben werden. [The Data Center Is (Almost) Dead, Gartner, 2019].
Diese Aussage ist für den CH-Markt zu progressiv. Doch, dass die Public Cloud zu einem grossen Teil die heutigen Data Center ablösen wird, liegt auf der Hand. Und dieser Trend lässt sich anhand unserer Kundenprojekte beobachten.
Das heisst jedoch nicht, dass es kein I&O mehr braucht! Dies zeigt vielmehr die Dringlichkeit für Veränderung – vom «klassischen Betreiber» zum Business Enabler für Produkt-Teams im Unternehmen. Klar ist, dass es I&O braucht. Doch einfach in einer anderen Form. Die technologischen Veränderungen hin zu Cloud bedingen prozessuale und organisatorische Veränderungen, insbesondere in den I&O-Abteilungen.
Moderne I&O-Abteilungen ermöglichen Agilität. Sie sind durch anpassungsfähige Cloud-Architekturen offen für Veränderung. Sie sind durchgängig automatisiert und ermöglichen durch Self-Servicing ein hohes Mass an Autonomie für die verschiedenen Produkt-Teams.
Für heutige I&O-Abteilungen bedeutet dies eine grosse Veränderung. Ihre Rolle und Tätigkeiten als klassischer Betreiber müssen sich im Groben, wie folgt weiterentwickeln:
Die organisatorische Einbettung von I&O soll als Querschnittsfunktion im BizDevOps-Prozess (interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Business und Development und Operation aka Ops gemäss DevOps-Prinzipien) fungieren und mit Beratungs- und Plattform-Engineering-Leistungen eng mit den Produkt-Teams) der Business Units zusammenarbeiten.
Einerseits ist I&O als Service Broker und Betreiber verantwortlich für die verschiedenen Plattformen – vom heutigen Data Center, der Private und Public Clouds bis hin zu Outsourcing und SaaS.
Andererseits sind sie beratend in enger Zusammenarbeit mit den Produkt-Teams; diese unterstützen sie bei Plattform-Engineering-Arbeiten und bei der Automatisierung von CI/CD-Abläufen in der Software-Entwicklung.
Doch was bedeutet dies nun für I&O-Abteilungen? Folgend ein paar Fragen, die jede I&O-Abteilung für sich selbst beantworten werden muss (keine abschliessende Aufzählung):
Cloud ist für I&O sowohl Fluch als auch Segen. Einerseits konkurrenziert Cloud die heutigen Datencenter-Services, andererseits bringt Cloud für I&O eine super Chance, sich weiterzuentwickeln und sich vom Bild des «klassischen Betreibers» zu lösen.
Cloud ist das Datencenter der Zukunft und die Basis für modernste Cloud-native-Software-Entwicklung. Da gibt es keinen Weg daran vorbei: Entweder spielt I&O mit oder die Produkt-Teams werden direkt Cloud-Dienste verwenden – ohne I&O. Warum sollten Produkt-Teams Plattform-Services über I&O beziehen, wenn «The Latest Greatest» direkt aus der Public Cloud bezogen werden kann?
Moderne Cloud-Dienste gehören zwingend in das Service-Angebot einer modernen I&O-Abteilung! Am besten wird auch gleich die Cloud-Verantwortung in Form eines CCoE (Cloud Center of Excellence) bei I&O angehängt.
Durch die Modernisierung wird I&O zur Service-Drehscheibe für die Unternehmung und gewinnt an Wichtigkeit. I&O wird zum Vermittler zwischen den verschiedenen Plattformen und Produkt-Teams.
Doch dabei dürfen Agilität/Speed, die Effizienz, sowie die Autonomie der Produkt-Teams nicht in den Hintergrund geraten. Diese Eigenschaften sind wichtige Erfolgsfaktoren für die erfolgreiche Transformation von I&O.
Für die erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Produkt-Teams muss I&O verstärkt als Service Broker agieren und die verschiedenen Plattform-Services mittels Self-Service und Automatisierung on-demand verfügbar machen. Mit einem pragmatischen Grad an Automatisierung und den dazu passenden Management-Tools kann ein effizientes Fundament für die dezentrale Software-Entwicklung in den Produkt-Teams geschaffen werden. Governance- und Compliance-Checks werden zentral und automatisiert durch die I&O-Plattform bewerkstelligt.
Wir sind uns einig – die Workloads der heutigen Datencenter werden sich über das nächste Jahrzehnt kontinuierlich in die Public Cloud verlagern. Doch verschwinden dadurch auch die heutigen I&O-Abteilungen? Wir glauben nein. Doch der Druck auf I&O-Abteilungen hinsichtlich Veränderung wird steigen.
I&O muss umdenken. Es braucht einen kulturellen Wandel. Sie müssen sich vom «klassischen Betreiber» zum Service Broker und Business Enabler transformieren und sich in die neuen Gegebenheiten einfügen.
Folgend die wichtigsten Take-aways für eine erfolgreiche Transformationen von I&O in Zeiten ohne Datencenter: