Cloud-native im Spannungsfeld zwischen Speed, Agilität und Business Kontinuität

Ein Blog zum ipt Event «Cloud-native Entwicklung» vom 31. März 2021

Autoren: Cyrill Rüttimann & Daniel Albisser

Zwei Firmen, zwei Exponenten, zwei Meinungen - das ist nichts Neues. Doch in der Diskussion vom 31. März 2021 im Rahmen unseres «Impulse Live» Events zum Thema Cloud-native Entwicklung mit Marco Peyer (Swiss Re) und David Ulrich (AXA) zeigten sich mehr Gemeinsamkeiten, als Differenzen. Mit Cloud-native erfolgreich zu sein scheint sich an wenigen, aber wichtigen Prinzipien zu orientieren.

Cloud-native - die neue Norm in der Software-Entwicklung

Applikationen nach Cloud-native zu entwickeln bedeutet einfach ausgedrückt, Applikationen in der Public Cloud zu entwickeln und dort das volle Potential der unterliegenden Plattform des Hyperscalers auszuschöpfen. Anstatt sich um VM’s, Firewalls, Frameworks, CI/CD-Pipelines oder Monitoring-Lösungen zu kümmern, liegt der Fokus komplett auf der Business Funktionalität der Software-Lösung. Alle anderen funktionalen und nicht-funktionalen Anforderungen werden durch die unterliegenden Cloud-Services abstrahiert. Sei es die Erkennung von Schäden auf Bildern, die Identifikation des Kunden (IAM) oder aber das Bereitstellen der komplexen Infrastruktur. Das ermöglicht Unternehmen sich schnell und präzise auf sich ändernde Marktbedürfnisse anzupassen. Cloud-native hat sich als Erfolgsfaktor für datengetriebene digitale Software-Lösungen entwickelt. Dennoch gibt es Risiken, die bei der Cloud-native Entwicklung berücksichtigt werden müssen; mehr dazu in den kommenden Abschnitten. Wenn Sie mehr zu Cloud-native erfahren wollen, dann lesen die den Blog Speed in der Entwicklung dank Cloud-native.

Motivation von Swiss Re und AXA in die Public Cloud zu gehen

Noch vor wenigen Jahren konnten sich nur die grossen Player am Markt eine innovative und moderne IT-Infrastruktur leisten. Doch mit dem Siegeszug der Public Cloud fällt dieser Marktvorteil weg. Eine Top-Infrastruktur kann dank den Hyperscalern wie Microsoft Azure, AWS oder Google auch ein KMU oder ein Start-Up ohne Investitionen beziehen. Die beiden Gastredner Marco Peyer und David Ulrich betonten, dass sie keine Chance hätten, eine IT-Infrastruktur zu betreiben, welche auch nur annähernd das Innovationspotential und die Effizienz bietet, wie die Public Cloud. Hinzu verspricht man sich zur Verringerung des CO2-Ausstosses beizutragen, da die Hyperscaler die vorhandene IT-Infrastruktur effizienter ausnutzen.

Eindrücklich war auch zu sehen, wie sich die Unternehmensstrategie und Vision einer Unternehmung im Fahrwasser der Digitalisierung und der Public Cloud massiv verändert. Das Erarbeiten von Chancen bezüglich Wachstum, Differenzierung und Kundenbindung wurde deutlich aufgezeigt - basierend auf dem technologischen Fortschritt durch Cloud-native.

Bis Ende 2022 will die Swiss Re zu 100% in der Public Cloud sein. Die AXA strebt dieses Ziel bis 2025 an. Während sich Swiss Re primär auf einen Hyperscaler konzentriert, setzt die AXA auf zwei Hyperscaler mit unterschiedlichen Use Cases.

Regulationen, Lock-In und die Transformation sind die grössten Herausforderungen

Der Umgang mit den Regulatoren war ein zentrales Thema in der anschliessenden Diskussion. Stellte sich der Weg in die Public Cloud auf den Folien einfach dar, ist doch der Weg steinig und nicht geradlinig. Unterschiedliche Wortmeldungen bestätigten den Eindruck, dass sich die Maturität der Hyperscaler mit dem Thema, sowie die sich ändernden Anforderungen des Regulators, als grösste Herausforderungen herausstellen.

Wenn dies dann einmal geschafft ist, stellt sich die Frage nach dem Lock-In bzw. der Business Kontinuität. Während sich die AXA auf eine gemeinsame Ablaufplattform geeinigt hat, um den Lock-In bezüglich den Hyperscalern auszuräumen, setzt die Swiss Re auf die Simplizität eines Hyperscalers, um von den Vorteilen vollumfänglich profitieren zu können. In beiden Strategien von AXA und Swiss Re war aufgrund der Diskussion klar - einen Lock-In gibt es immer. Die Frage ist nur, wo man den Lock-In ansetzt und wie man den Lock-in mit pragmatischen architektonischen Mitteln abfedert.

Die Swiss Re und die AXA haben den Weg in die Public Cloud bereits geschafft und namhafte Projekte Cloud-native umgesetzt. Doch die Frage ist, was war denn das Geheimrezept, dies in relativ kurzer Zeit zu erlangen? In beiden Fällen war ein zentrales Programm für die Vision, die Umsetzung und die (finanzielle) Unterstützung der Projekte zuständig. Beide betonten, dass dies der zentrale Angelpunkt für den Erfolg gewesen sei. Denn der Weg in die Public Cloud ist nicht gratis und bedingt kulturellen Wandel, der von ganz oben getragen werden muss. Viele Abläufe, Prozesse und Skills sind nicht mehr gefragt oder verändern sich massiv. Die Mitarbeitenden müssen auf dieser Reise aktiv eingebunden werden.

Die 5 wichtigsten Tipps für die Public Cloud Transformation

Anhand der Diskussionen und den Einsichten in die Public Cloud Strategien von AXA und Swiss Re lassen sich 5 Tipps für die erfolgreiche Cloud-native Entwicklung ableiten:

  1. Sorgen Sie dafür, dass das Entwicklungsteam Verantwortung übernimmt. Das Team sollte beim pragmatischen Abwägen der Aspekte Technik, Kosten und der Bedürfnisse des Business eine zentrale Rolle spielen. Und es muss dafür verantwortlich sein, dass die logische Abstraktion in die Architektur eingezogen wird. Mit der logischen Abstraktion ist sichergestellt, dass ein schnelles und effizientes Auswechseln einzelner Komponenten möglich ist. In der Fachsprache führen diese Verantwortlichkeiten zu «Software Craftmanship». Darunter versteht man den Stolz und die Verantwortung, die jeder im Entwicklungsteam trägt, um ein erfolgreiches Projekt abzuliefern.

  2. Stellen Sie sicher, dass sich die Cloud-Native Lösung an den Kriterien Flexibilität, iterative Entwicklung mit einer klaren Vision vor Augen, maximierter Verwendung von verwalteten Services, Multi-Channel-Fähigkeiten, sowie Konzentration auf Business Funktionalität orientiert. Damit gewährleisten Sie, dass sich das Entwicklungsteam an einer Vision orientieren und die richtigen technischen Entscheidungen fällen kann.

  3. Setzen Sie eine klare und transparente Kostenstruktur durch. Ziehen sie das Entwicklungsteam in die Verantwortung mit ein. Damit unterstützen sie die Organisation, die Kosten der Public Cloud im Griff zu halten. Als zusätzliche Schicht kann via Governance-Mechanismen die Verwendung von besonders kostenintensiven Services eingeschränkt oder von kostengünstigeren Alternativen eingefordert werden.

  4. Begleiten Sie den Weg in die Cloud durch ein Programm bzw. Transformationsmanagement. Aspekte wie Skills Management, Kulturwandel, Roadmap, Finanzierung, sowie das Technologiemanagement, gilt es abzudecken. Auf diese Weise setzen sie ein klares Zeichen für die Mitarbeitenden wohin die Reise führt. Und alle ziehen am gleichen Strang bzw. böse Überraschungen oder Ineffizienzen werden minimiert.

  5. Gehen Sie das vielbesagte Thema Lock-in pragmatisch an. Es gibt in jedem Fall einen Lock-In. Es lohnt sich rechnerisch nur selten, vermeintliche Lock-Ins aktiv zu umgehen (z.B. mit Multi-Cloud, Abstraktionsschicht). Viel wichtiger ist es, mit den gewählten Technologien oder Hyperscalern die eigenen Ziele effizient umsetzen zu können. Mit bewussten Architekturentscheidungen können die Risiken aktiv verwaltet werden.

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