FinOps: Mehr als nur Zahlen jonglieren und Kosten sparen

Autor: Dario Fiore

FinOps - ein wichtiger Teil der Cloud-Transformation

FinOps steht für Financial Operations und ist eine relativ neue Disziplin, um Cloud-Kosten im Griff zu behalten und zu optimieren. Dazu gehören Transparenz und Reporting der Kosten, die Optimierung der Cloud-Nutzung und der daraus resultierenden Kosten sowie die stetige Verbesserung dieser Praktiken. Doch wieso ist das wichtiger denn je?

Die Cloud-Kosten vieler Firmen sind in den letzten Jahren gewachsen und machen einen immer grösseren Teil des IT-Budgets aus, da viele den Schritt vom eigenen Rechenzentrum in die Cloud gemacht haben. Deshalb wird der effiziente Umgang mit Cloud-Kosten und deren Management immer wichtiger.

Ausserdem hat sich mit der Cloud die Art des Bezugs und der Nutzung von IT-Ressourcen geändert. Früher gab es eine hohe Planbarkeit der IT-Kosten, da die IT-Ressourcen zentral gekauft, bereitgestellt und dann über fixe Jahre genutzt und abgeschrieben wurden. Mit der Cloud lassen sich IT-Ressourcen mit nur einem Klick dezentral in den IT-Teams und Projekten bestellen. Das ist komfortabel, ermöglicht Innovation und ist schnell, resultiert aber oft auch in unverhältnismässig hohen und kaum planbaren Cloud-Kosten.

Beispiel:

Szenario: Archivierung von Daten auf einem Azure Block Blob Storage mit 100 Terabyte in der Schweiz, Standard Performance, Locally redundant Storage (LRS), Vorauszahlung 1 Jahr.

Je nach gewähltem Access Tier (wie schnell sind Daten verfügbar) massive Preisunterschiede:

  • “Hot Tier” (Daten sofort verfügbar): 1640 Fr. / Monat
  • “Cool” (etwas geringerer SLA, min. Speicherzeiten): 824 Fr. / Monat
  • “Archive” (Daten auf Anfrage max. 15h verfügbar): 101 Fr. / Monat

Wenn die Daten für langfristige Archivierung genutzt werden, können demnach mit der Wahl des Tiers über 1500 Fr. / Monat (18’000 Fr. / Jahr) gespart werden. Hinweis: Vereinfachte Rechnung ohne vertiefte Berücksichtigung von Read- und Write-Kosten.

Ohne FinOps stellt die Cloud-Nutzung mit den variablen Kosten auch ein finanzielles Risiko dar. Es gibt konkrete Fälle, in denen innerhalb weniger Stunden ungewollt mehrere 10’000 Franken Cloud-Kosten entstanden sind. FinOps hilft, solche Risiken zu mitigieren.

In diesem Blog zeige ich auf, weshalb FinOps Trade-off Entscheide erfordert, wer von FinOps profitieren kann, die Top 3 Pain Points unserer Kunden und wie man FinOps angehen kann.

Finanzielle Herausforderungen durch die Cloud

Wie einleitend geschrieben, hat sich das Nutzungsverhalten von IT-Ressourcen mit der Cloud grundsätzlich geändert und führt zu folgenden Herausforderungen:

Dezentralität

Cloud-Ressourcen werden dezentral in den Teams im Selfservice bestellt und genutzt. Die daraus resultierenden Kosten sind für die Teams oft nicht sichtbar und erschweren so hinsichtlich der Kosten bewusste Entscheide.

Variabilität der Kosten

Die Cloud-Kosten fallen meist bei der Nutzung an (pay-per-use). Die Kosten können dynamisch steigen bei der Skalierung, aber auch sinken, wenn Ressourcen nicht mehr benötigt werden.

Skalierung/Innovation

Ressourcen sind per Knopfdruck sofort verfügbar, das ermöglicht Innovation und reduziert Wartezeiten. Gleichzeitig kann es aber auch zu hohem oder unnötigem Verbrauch führen, wenn die Ressourcen nach der Nutzung nicht mehr abgebaut werden.

Kosten-Risiken

Cloud-Kosten können innert Stunden aus dem Ruder laufen. Eine falsche Konfiguration oder Abfrage genügt, um in wenigen Stunden ungewollte Kosten von mehreren 10’000 Fr. zu verursachen. Ein Reporting auf Tagesbasis genügt nicht mehr.

FinOps hilft, diese Herausforderungen zu meistern und ist auch ein Instrument, um die Cloud-Kosten in den Griff zu bekommen und zu optimieren.

Es geht nicht nur um Kosten – Trade-off Entscheidungen

Ein häufiges Missverständnis bezüglich FinOps ist, dass es nur darum gehe, um jeden Preis die Kosten zu minimieren. Das übergeordnete Ziel von FinOps ist allerdings die Maximierung des Business Value. Beispielsweise können häufigere Backups oder schnellere CPUs notwendig und sinnvoll sein, auch wenn dies mit höheren Kosten verbunden ist. Daher geht es bei FinOps um Trade-off Entscheidungen zwischen den Dimensionen Cloud-Kosten, Umsetzungsgeschwindigkeit (und Fertigungstiefe) und Qualitätsanforderungen (Verfügbarkeit, Performance, etc.).

FinOps Dreieck

Wann höhere Kosten doch sinnvoll sein können

Drei Beispiele:

Speed

  • Do-it-yourself vs. Managed Service: Managed Datenbanken, Kubernetes Cluster, Kafka-Infrastruktur, etc. kosten zwar mehr, dafür sinkt die Fertigungstiefe und es bleibt mehr Kapazität der Entwickler übrig für wirklich differenzierende Features.
  • Die Analyse und Reduktion der Cloud-Kosten braucht Zeit, die z.B. in einer heissen Projektphase für neue Features eingesetzt werden muss. Höhere Cloud-Kosten werden wie bei technischen Schulden auch für den Projekterfolg kurzfristig in Kauf genommen.

Quality

  • Nicht funktionale Anforderungen sind oft mit höheren Kosten verbunden. Beispielsweise wenn Backup oder Server geo-redundant sein sollen oder mehr Performance durch grösseres Memory oder schnellere CPU nötig ist.
  • Regulatorische Anforderungen: Daten sollen in einer teureren Region (z.B. Schweiz) gespeichert und verarbeitet werden oder länger als technisch nötig aufbewahrt werden.

Kosten

  • Andere Kosten als Cloud-Kosten: Kosten zur Umstellung auf eine neuere, günstigere Technologie oder Service überwiegen.
  • Ökologische Nachhaltigkeit (Sustainability): Es wird ein Cloud Provider oder eine Region innerhalb des Cloud Providers mit einem tieferen Energieverbrauch und CO2-Abdruck gewählt, auch wenn dies mit höheren Kosten einhergeht…

Hinweis zu positivem Nebeneffekt tieferer Cloud-Kosten: Tiefere Cloud-Kosten resultieren oft auch in tieferem Ressourcenverbrauch (Infrastruktur, Energie) und leisten damit einen Beitrag zur ökologischen Nachhaltigkeit.

Im nächsten Blog der Serie zeige ich, welche Pain Points unsere Kunden bei der Etablierung von FinOps haben und welche Rollen von FinOps profitieren können.

 

Ist FinOps bei dir auch ein Thema? Dann nehme gerne mit uns Kontakt auf.